Barbara Naegele

Von "Mädchen" und "Kollegen". Zum Geschlechterverhältnis am Fachbereich Chemie

NUT-Schriftenreihe Band 6

Mössingen-Talheim, Talheimer Verlag, 1998

168 Seiten, br.

16,50 €

ISBN 3-89376-079-2

 

Trotz vergleichsweise hoher Promotionsquoten von Frauen in der Chemie sind nur wenige an den chemischen Fachbereichen der deutschen Universitäten in Forschung und Lehre tätig. Ausgehend von diesem Skandalon untersucht diese Studie verschiedene Bestimmungsmomente des Geschlechterverhältnisses am Fachbereich Chemie der Universität Göttingen. Der Band gliedert sich in zwei Teile: Zunächst bestimmt und erläutert die Autorin die vielfältigen Formen der Benachteiligung von Frauen. Die Mechanismen reichen vom selektiven Zugang zu Diplom- und Promotionsstellen wie Forschungsressourcen; über Benachteiligung bei Stellenbesetzungen, Berufungsverfahren und Habilitationsförderungen, bis zur schwer greifbaren Erfahrung eines frauenfeindlichen Klimas sowie der exklusiv männlichen Zusammensetzung der Netzwerke. Im zweiten Teil der Studie interessieren besonders die Selbstdarstellungen und -inszenierungen, d.h. der "chemische Habitus" in Lehre und Forschung an der Universität. Hier zeigt die Untersuchung, daß der "chemische Habitus" nicht geschlechtsneutral ist. Besonders die gedankliche (männliche) Konstruktion vom erfolgsversprechenden Naturwissenschaftler und Spitzenwissenschaftler mit seinen naturalisierten Talenten trägt dazu bei, daß der Ausschluss von Frauen nach wie vor funktioniert, ohne dabei als Diskriminierung wirklich greifbar zu sein.