AG Arbeitssituation von Wissenschaftlerinnen

 *dieses Projekt ist abgeschlossen*

Zur Vorstellung der AG werden an dieser Stelle erste Arbeitsergebnisse veröffentlicht:

 

Poster der AG Arbeitssituation von Wissenschaftlerinnen
Die Originalgröße beträgt 876 KB.

 

Förderprogramme für Frauen unter die Lupe genommen

 

Die Berufsperspektiven in Institutionen des öffentlichen Dienstes und speziell an den Hochschulen sind für beide Geschlechter nicht sehr gut. Karriere machen oder auch nur eine unbefristete Stelle zu bekommen ist nur für eine kleine Minderheit möglich. Die Chancen für das Individuum erhöhen sich, wenn der/die Betreffende gezielt durch eineN Prof. bzw. VorgesetzteN gefördert wird. In den Genuss solcher Förderung/Protektion gelangen anteilsmäßig wesentlich weniger Frauen als Männer.

 

Es gibt einige Förderprogramme, die sich speziell an Frauen richten bzw. für Frauen Sonderkonditionen vorsehen. Ob diese Programme geeignet sind, der strukturellen Benachteiligung von Frauen entgegenzuwirken, haben wir auf unseren Arbeitsgruppentreffen anhand einiger Beispiele diskutiert.

 

DFG-Stipendiensind an beide Geschlechter gerichtet. Für Wissenschaftlerinnen ist ein Kinderbetreuungszuschlag vorgesehen, den Wissenschaftler nur erhalten können, wenn sie alleinerziehend sind oder mit einer Wissenschaftlerin in der Promotions- oder Habilitationsphase verheiratet sind, die selbst keinen Kinderbetreuungszuschlag erhalten kann. EinE Prof. muss ein Gutachten über die Antragstellenden abgeben.

Das Emmy Noether Programm der DFG zur Förderung junger NachwuchswissenschaftlerInnen (obwohl nach einer Frau benannt, richtet es sich an beide Geschlechter) für eine Professur hat eine Altersbegrenzung von 30 Jahren bzw. 32 Jahren. Überschreiten kann diese Grenze nur, wer Kinderbetreuungszeiten, Kriegs- oder Zivildienstzeiten nachweist. Teilstipendien, mit denen eine Verlängerung der Förderungsdauer verbunden ist, werden unter der Voraussetzung vergeben, dass Kinder zu betreuen sind. Um dieses Stipendium zu erhalten, sind zusätzlich zu formalen Qualifikationsnachweisen die Gutachten zweier HochschulprofessorINNen erforderlich.

 

Bewertung:

Die DFG-Stipendien bestärken die Rollenzuweisung 'Frau-Familienarbeit' indem sie die Kinderbetreuung vornehmlich als Frauenaufgabe definiert. Andere strukturelle Benachteiligungen, die nicht unmittelbar auf Kinderbetreuung zurückzuführen ist, werden ignoriert. Allgemein sind die Anforderungen für ein Emmy Noether Stipendium kaum ohne eine intensive Protektion von einem/einer Prof. zu erfüllen, diese wird jedoch vornehmlich männlichen Wissenschaftlern zuteil.

 

Ähnlich sieht es mit Stipendien anderer Forschungsinstitutionen aus.

 

Ein relativ neues Programm ist das Tenure-Track-Programm des Forschungszentrums Jülich, in dem Frauen auf speziell eingerichteten Stellen auf Führungspositionen im FZJ vorbereitet werden sollen. Die Wissenschaftlerin erhält eine ganze Stelle, die erst nach 2 Jahren zur Hälfte und nach 5 Jahren ganz vom Institut finanziert werden muss. Das ist ein Anreiz für die Institute, eine Frau anstelle eines Mannes einzustellen. Nach einem Jahr auf einer Gruppenleiterstelle wird die zunächst befristete Stelle für die Wissenschaftlerin in eine unbefristete Stelle umgewandelt. Im Rahmen des 5 Jahre dauernden Programms soll die Wissenschaftlerin auf 'Spitzenpositionen in der Wissenschaft' vorbereitet sein. Im gesamten FZJ werden insgesamt 3 Tenure-Track-Stellen pro Jahr, erstmals in 1999, eingerichtet.

(In der Ausschreibung werden Frauen wieder auf die Rolle der Kinderbetreuerin festgelegt 'Sie möchten sich für eine Professur oder Leitung eines Institutes qualifizieren, ohne auf Familie zu verzichten?')

 

Die Perspektiven, die solche Förderprogramme bieten, sind kritisch zu hinterfragen. 'Normale' Arbeitsbedingungen (feste und ganze Stelle) sind nur in Spitzenpositionen zu erreichen. Dafür ist der Aufwand über den Weg 'Förderprogramm' sehr hoch im Vergleich zu 'gewöhnlicher' Protektion. Eine Professur ist nach erfolgter Habilitation nicht sicher, ebenso wenig die Spitzenposition in einem Forschungszentrum. Auswahlkriterium für die Förderung ist ausschließlich die Forschung, wogegen einE Prof. vornehmlich andere Aufgaben hat, wie Lehre und Betreuung wissenschaftlicher Arbeiten. Die entsprechenden Investitionen, Lehrerfahrung zu gewinnen, erfolgen auf eigene Initiative und Risiko.